Der Ratgeber für schwere Zeiten
Für die Saison 2021/22 kommen schwere Zeiten auf die Fans des SVW zu, wie sie bei den rivalisierenden Anhängern des HSV bereits zur Routine geworden sind. Der Fußball Fan läuft Gefahr ohne einen fixen Sympathieträger orientierungslos in die neue Saison der 1. Liga zu gehen.
An dieser Stelle wollen wir von „Bisher 10, aber 2,3 wollten noch kommen“ als Dienstleister gerne helfen und haben die Vereine der neuen Saison in der Ersten Liga auf ihre Tauglichkeit als temporäre emotionale Herbergen für Erstligafußball getestet.
Sich einfach einen Test auszudenken und willkürlich Punkte zu verteilen ist angesichts des psychologisch heiklen Themas keine Option und wäre sogar moralisch hochgradig verwerflich. Daher wird wissenschaftlich fundiert eine Multi-Kriterien-Analyse durchgeführt, welche zu einer neutralen und fundierten Bewertung der Kandidaten führt. Ziel: Welcher Verein ist geeignet dafür, unsere Sympathien für eine Saison zu borgen und uns selbst damit ein emotionales Erleben der neuen Saison zu ermöglichen.
Zunächst gilt es dabei die wichtigsten Kriterien für die Bewertung der Vereine festzulegen, damit die Auswahl rational und nicht überhastet erfolgt. Da das Erlebnis Fußball eine ganzheitliche Erfahrung sein soll, werden die Kriterien Geist, Körper, Seele und Nachhaltigkeit angesetzt und im Folgenden erläutert:
Kriterium Geist - Minimierung innerer Konflikte
„Verzweiflung befällt zwangsläufig die, deren Seele aus dem Gleichgewicht ist.“
(Marc Aurel)1
Der Wechsel persönlicher Sympathien zu einem anderen Verein birgt die Gefahr sich selbst überlisten zu wollen und damit in einen inneren Konflikt zu geraten. Die Dinge müssen zu einander passen, sodass eine psychologische Kontinuität für den Fan gewährleistet ist. Der vermeintlich einfache Wechsel bspw. auf eine kontinuierlich erfolgreiche Mannschaft ist ein Scheinbefriedigung. Wie soll diese emotionale Untermiete wieder aufgelöst werden und wie soll zukünftig mit dem inneren Konflikt umgegangen werden, wenn der „Heimatverein“ doch wieder in der gleichen Klasse spielt und die beiden als Konkurrenten aufeinandertreffen? Das funktioniert nicht. Nicht zu vergessen das Ausmaß kognitiver Dissonanz mit der nicht jeder umzugehen weiß. Diese Widersprüche der eigenen Sympathien lassen sich nicht ignorieren. Sollte man beispielswiese für diese unbestimmte Übergangszeit sein Heil bei einem Verein suchen gegen den man schon seit Gedenken ein grundsätzliches „Hauptsache gegen die Bayern“ hegt, führt das Gefühl „ich halte jetzt zum Gewinner“ mehr zur inneren Zerrissenheit als zu dem gewünschten Schaukeln auf der emotionalen Welle des Gefühlsmeers namens Fußball. (Auch wenn es Leute gibt, die auf internationaler Ebene hier mal eine Ausnahme machen).
Erfolgsvereine sind daher eher eine falsche Wahl, da sie das Potential für massive innere Konflikte gehen. Die Bewertung muss daher das Vermeiden innerer Konflikte langfristig berücksichtigen.
Zu suchen ist ein Verein der keine bereits ausgebauten emotionalen Gräben mit sich führt, Ansatzpunkte liefert ihn auch aus emotionalen Gründen sympathisch zu finden und für die Kontinuität in der Begleitung des Fußballs in die Historie des eigenen Fandaseins einfügt. Letzteres soll heißen in den letzten Jahren eine ähnliches Vita hatte wie unser Sympathieverein Nr. 1.
Kriterium 2. - Körper
„Der Mensch ist, was er ißt.“ (Ludwig Feuerbach)2
Wie ein Fan kommt durch eine Saison kommt ist nicht alleine von den Ergebnissen seines Vereins abhängig, sondern wird maßgeblich von seiner körperlichen Konstitution geprägt. Da die durch das Saisonergebnis gebeutelte Seele schnell auch die körperliche Gesundheit in Gefahr bringen kann, spielt das Kriterium „Körper“ für die Orientierungsphase eine wichtige Rolle. Die tatsächliche Ausführung von Leibesübungen mag mit dem eigenen Verein aus der Fan-Funktion heraus nicht zwangsläufig gegeben sein und doch drängt sich eine Korrelation zwischen der Identität mit dem Verein und den individuellen physiologischen Rahmenbedingungen auf: Ernährung.
Jeder Verein oder die entsprechende Region steht für wichtige Komponenten des täglichen Bedarfs, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung. Wir finden Vereine, die für Müsliriegel stehen und solche für Brause. Da Essen und Trinken bekanntlich den Leib und die Seele zusammenhält, muss in die Bewertung der Einfluss des Vereins und seine Region auf die Ernährungsweise des Fans mitberücksichtigt werden.
Kriterium 3. - Seele
„Wenn deine Seele keinen Sonntag hat, dann verdorrt sie“ (Albert Schweizer)3
Wer diese ggf. etwas trockene wissenschaftliche Arbeit bis hier gelesen hat, der mag schon angezweifelt haben, ob sich eine Entscheidung wie Sympathien im Fußball überhaupt auf schöne Kriterien herunter brechen lassen. Wir sind davon überzeugt, dass es der Fall ist, aber dafür muss natürlich noch das Kriterium „Seele“ eingeführt werden. Was berührt uns an einem Verein, kann ich mich mit einem Verein Identifizieren, finde ich Anschlusspunkte an diesen Verein aus meinem eigenen Umfeld heraus. Was bringt der Verein mit, um mich über die nächsten wohl mindestens 12 Monate mit emotionalem Futter zu versorgen. Es mag auch Kritiker geben, die dieses Kriterium allein als relevant betrachten und sich nicht nach weiteren rationellen Kriterien umschauen möchten. Hierbei sei aber angemerkt, dass es gerade diese emotionalen Aspekte sind, die durch die Werbe und PR-Abteilungen der Vereine bedient werden, uns schnell ein völlig falsches Bild werfen. Daher ist nur derjenige bei der Wahl gut beraten, der sich der Ganzheitlichkeit dieses Unterfangens widmet.
Kriterium 4. -Nachhaltigkeit
„Ja, wir könnten jetzt was gegen den Klimawandel tun, aber wenn wir dann in 50 Jahren feststellen würden, dass sich alle Wissenschaftler doch vertan haben und es gar keine Klimaerwärmung gibt, dann hätten wir völlig ohne Grund dafür gesorgt, dass man selbst in den Städten die Luft wieder atmen kann, dass die Flüsse nicht mehr giftig sind, dass Autos weder Krach machen noch stinken und dass wir nicht mehr abhängig sind von Diktatoren und deren Ölvorkommen. Da würden wir uns schön ärgern.“ (Marc-Uwe Kling)4
Ja, was soll man zum Thema Nachhaltigkeit sagen, es ist ja schon soviel dazu gesagt und geschrieben. Ist halt wichtig. Was macht das beim Fußball aus: Regionalität. Think Global - kick local ist ja einer der bekannten Grundsätze für alles was ein bisschen weiter hilft auf dem runden Ding weiter zu existieren. Und damit ist jetzt eben mal nicht die Lederkugel (bzw. aus welchem Kunststoff auch immer der Ball geschustert wurde) sondern der Erdenball gemeint. Daher: prüfe wer sich auch vorübergehend bindet: was bedeutet das für uns alle? Man läuft ja schließlich Gefahr, dass man auch in der 1. Liga mal wieder Fans in das Stadion lässt und vielleicht mal seinen Verein gegen einen der Großen kicken sehen, dann ist es natürlich schön, wenn das Stadion um die Ecke ist. Dies und ggf. noch ein paar andere Aspekte (Der VfL Wolfsburg hat wohl nun Trikots aus Recycling Material…macht das schon einen potentiellen Kandidaten aus dem Klub?) werden für diese Kategorie gewertet.
Die Bewertung der Kategorien zueinander und die Einflüsse der unterschiedlichen Parameter auf die Bewertung der Vereine ist hochgradig komplex und soll daher nicht in ganze dargestellt werden. Wir möchten die grundsätzliche Methodik aber gerne jedem nahe legen, damit nicht vorschnell eine falsche Wahl getroffen wird und ein großes Risiko bzgl. der gesundheitliche Folgen eingegangen wird. Deshalb empfehlen wir unseren Testbericht.
>>> Testbericht <<<
1 Das Zitat wurde in einer ausführlichen Recherche wahllos aus dem Internet kopiert und beansprucht keine Richtigkeit
2 wie die andere Fußnote auch
3 wie zuvor. Wobei sich die Redaktion sich sicher ist, dass Herr Schweizer „Samstag“ meinte und Montagsspiele zu seiner Zeit ohnehin nicht in Betracht kamen.
4 völlig aus dem Zusammenhang gerissen aber ein sehr schönes Zitat zum Thema.